300 Jahrfeier (1985)

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SZ Artikel vom 17.07.1985
300 Jahre Hangard: Ein Fest von allen für alle

14 Vereine bereiten die Jubiläumstage vor – Historischer Festzug als Höhepunkt

Seit Oktober wird in Hangard geplant für die 300-Jahrfeier, die im August in großem Rahmen gefeiert werden soll. Der Vorsitzende der von 14 Vereinen gebildeten „Interessengemeinschaft 300-Jahrfeier“, Georg Gerber, erläuterte gegenüber der SZ die Vorarbeiten für das Fest und gab einen Einblick in das Festprogramm, das für jeden etwas bietet. Wie Gerber sagte, habe die Interessengemeinschaft die vernünftige Basis für das bevorstehende Fest geschaffen. Die Vereine haben sich bereiterklärt, das organisatorische und finanzielle Risiko der Festtage vom 23. bis 25. August mit zu tragen. Die Initiative zur Durchführung der Festtage sei vom Obst- und Gartenbauverein ausgegangen, unterstrich Gerber. Dieser habe alle Vereine zu einer Zusammenkunft eingeladen, bei der der Gedanke zur Durchführung einer 300-Jahrfeier besprochen worden sei. Aus dieser Zusammenkunft habe unter der Leitung von Ortsvorsteher Klaus Hoppstädter im November die konstituierende Sitzung der Interessengemeinschaft der 14 Vereine stattgefunden. Dabei wurde ein Organisationsgremium gewählt aus Vertretern des Turnvereins, der Musikfreunde, der Feuerwehr, des Obst- und Gartenbauvereins und des Ortsrats.

Als Festzone wählte die Interessengemeinschaft die Strassen Im Schachen und Peterstrasse. An der Einmündung beider Strassen wird die zentrale Bühne errichtet, auf der mit Ausnahme des Heimatabends alle Veranstaltungen stattfinden. Die Schirmherrschaft für die Festtage in Hangard hat Ministerpräsident Oskar Lafontaine übernommen, der von Innenminister Friedel Läpple vertreten wird. Wie Georg Gerber sagte, habe sich das Organisationsgremium bei der Programmgestaltung von dem Bemühen leiten lassen, für alle Altersgruppen etwas zu bieten. So findet beispielsweise parallel zum Heimatabend, der einzigen Veranstaltung in der Ostertalhalle, auf der zentralen Bühne im Festbereich ein Jugendabend mit der Rockband „Frisbee“ statt. Samstags finden ein Kinderprogramm und ein Unterhaltungsnachmittag im Festbereich statt. Höhepunkte sind sonntags ein historischer Festzug mit ca. 40 Gruppen, die versuchen werden, die Hangarder Geschichte darzustellen, anschließend ein Unterhaltungskonzert der Band „Serenade in blue“ des Stabsmusikkorps der Luftstreikkräfte der USA in Europa und das abschließende Unterhaltungskonzert mit Großem Zapfenstreich am Sonntagabend. Das Hangarder Heimatbuch ist in Arbeit, erscheint allerdings erst wenige Tage vor dem Fest. Daneben wird ein Festprogramm (Faltblatt) gedruckt, erscheinen soll auch ein Festzugplan. Mit den Hangardern feiern will auch die Partnergemeinde Enchenberg, kündigte Gerber an. So werden beim Kommers eine Delegation offizieller Vertreter und zum Festzug ein eigener Wagen aus der Partnergemeinde erwartet.

„Soviel Leit off äänem Haufe hadd die Hangard in 300 Johr noch nedd gesiehn“ – „Dorfschütz“ Manfred Raber traf beim historischen Festzug als Höhepunkt der 300-Jahrfeier den Nagel auf den Kopf. Aber nicht nur der mit viel Liebe, Sorgfalt und Fleiß erstellte Festzug mit 49 Gruppen hatte Tausende von Besuchern angelockt. Anschließend war in der Festzone fast kein Durchkommen mehr beim musikalischen Höhepunkt der Festtage, dem Konzert der 32 Musiker der „Serenade in blue“ des Stabmusikkoprs der US-Luftstreitkräfte in Europa. Nach dem Kinderprogramm mit dem Zauberer Boretti und dem Saarländischen Puppentheater Kussani, dem Unterhaltungsnachmittag der Hangarder Vereine auf der Zentralbühne und dem abendlichen Dorffest an den knapp 20 Vereinsständen, dem auch der einsetzende Regen wenig anhaben konnte, übertraf der Sonntag alle Erwartungen der Hangarder. So viele Besucher waren gekommen, dass es schon am Nachmittag nicht mehr einfach war, von den zahlreichen „Gaumenfreunden“ noch etwas zu bekommen. Ob Forellen, Kalamares, Feuerwehrspieße oder Haxen – alles war schon ausverkauft.

Die Hangarder Straßen waren dicht gesäumt, als sich der historische Festzug, angeführt vom „Schütz“ und dem ersten Einwanderer Jean Mathieu, mit dem Ochsenkarren in Bewegung setzte. Alle Hangarder waren im Rahmen der 49 Gruppen ebenso beteiligt wie alle Handwerker viele Privatgruppen und auch Wirte. Mit viel Liebe und Fleiß hatte man sich bemüht, möglichst originalgetreu alles nachzustellen. Die Hangarder dokumentieren dabei die bäuerliche Tradition ebenso wie das Arbeiterbauerntum, das Handwerk, die „Grub“ und die „Hiddeleit“. Alte Berufe wie Köhler, Korbmacher und Kabbeschneider lebten auf. Alte Bräuche (Saubacher Waschweiwa, Ladweerischkisch u.a.) wurden wachgerufen. Eine italienische Trachtengruppe repräsentierte die vielen Mitbewohner aus dem Süden. „Marianne und Michel“ standen für die Partnerschaft Hangard – Enchenberg, von wo ein ganzer Bus gekommen war, um mitzufeiern. Am Feuerwehrstand wurden zwei Tage lang Enchenberger Spezialitäten angepriesen. Mehrere Kapellen sorgten für Unterhaltung. Die „Feuerwehrkapelle“ hat dabei ein besonderes Lob verdient: Paul Bechtel hatte eine Kapelle eigens für das Fest aufgestellt, teilweise mit ehemaligen Hangardern, unter denen so manch einer war, der schon seit Jahren keine Musik mehr machte. Für das Hangarder Fest wurde aber schon in der Vorbereitung kräftig geprobt.

Mit Glenn-Miller-Melodien, Märschen und modernen Klängen leistete die „Serenade in blue“ dann in die Abendstunden über, in denen die Hangarder Vereine nochmals mit ihrem Können auf der Zentralbühne unterhielten, ehe das fest zum 300jährigen Bestehen von Hangard mit dem Großen Zapfenstreich seinen offiziellen Abschluss fand. Weitergefeiert wurde aber trotzdem. Den Hangardern und den Besuchern hatte das Fest gleichermaßen gefallen.